Von Gerd Lache | 20.06.2023
Wenn Automotive-Unternehmen im Nordschwarzwald nicht jetzt aktiv werden, dann kann es zu spät sein. Das macht auch der ARD-Beitrag in der Tagesschau deutlich. Die Branche hänge in vielen Bereichen ausländischen Konkurrenten hinterher. Anlässlich des Tages der Industrie des BDI (Bundesverband der deutschen Industrie) am 19. Juni 2023 in Berlin wurde unter anderem der aktuelle Wandel in der Wirtschaft und damit auch die Transformation im gesamten Automotive-Bereich beleuchtet. Ein Beispiel war das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald mit dessen Beiratsmitglied Witzenmann aus Pforzheim.
Mit dem revolutionären Wandel in der Branche weg vom Verbrenner hin zu alternativen Antrieben werden die Zulieferer-Industrie in der Region, ebenso wie Kfz-Handel und Werkstätten mit gravierenden Veränderungen ihrer Geschäftsmodelle konfrontiert. Gleiches gilt für die Beschäftigten. Das sagt Auto-Experte Professor Dr. Bernhard Kölmel.
Kölmel ist für die Hochschule Pforzheim einer der aktiven Partner im Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald. Dabei handelt es sich um die bisher größte Gemeinschaftsinitiative zur Unterstützung der Automotive-Unternehmen in der Region Nordschwarzwald. Sie wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.
Ziel von TraFoNetz ist es, kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) der Region und ihre Beschäftigten bei der Transformation der Automobilindustrie vom Verbrenner hin zu alternativen Antrieben zu unterstützen.
Kann ausgerechnet Witzenmann als größter industrieller Arbeitgeber von Pforzheim für die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) mit weniger personellem und finanziellem Background als Transformations-Beispiel herhalten? Ja, meint Professor Kölmel. Das Prinzip und die Notwendigkeit zur Veränderung seien für die Kleinen wie die Großen gleich. Und wie man auch im Kleinen große Veränderungen erfolgreich durchführen könne, dabei unterstütze das TraFoNetz Nordschwarzwald mit seinem Kompetenz-Zentrum.
Leistungen kostenfrei abrufen
Auch Philip Paschen, stellvertretender Vorsitzender der Witzenmann-Geschäftsführung, sieht das so. Er rät: Gerade kleinere Unternehmen sollten sich im TraFoNetz Nordschwarzwald zusammenfinden, sich austauschen, Kooperationen sondieren und gemeinsame Aktivitäten entwickeln, die jeden Einzelnen weiterbringen können. Die Wettbewerber der regionalen Unternehmen sitzen nicht nebenan, sondern kommen aus Asien und USA, macht Autoexperte Kölmel deutlich. Und die Zeit zum Reagieren werde immer knapper, sei teilweise sogar schon überfällig.
Dank der finanziellen Unterstützung durch das Bundeswirtschaftsministerium können die TraFoNetz-Leistungen sowohl von Unternehmen wie auch von Arbeitnehmervertretungen kostenfrei abgerufen werden. Zu diesen Leistungen gehören unter anderem Analysen, Hilfe bei der Strategieentwicklung, Fördermittelberatung und Weiterbildungsmaßnahmen für Führungskräfte sowie Qualifizierungsmaßnahmen für die Beschäftigten – um nur einiges zu nennen.
Mitglieder im Kompetenz-Zentrum
Die Federführung des Projekts TraFoNetz liegt bei der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH (WFG) mit Geschäftsführer Jochen Protzer. Projektleiterin ist Katharina Bilaine. Aktiv tätige Konsortialpartner sind neben der Hochschule Pforzheim, die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim und die AgenturQ (eine gemeinschaftliche Einrichtung von IG Metall Baden-Württemberg und Südwestmetall).
Assoziierte Partner sind IHK Nordschwarzwald, 1886 Ventures, Südwestmetall, IG Metall, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen sowie e-mobil BW.
Der 28-köpfige Beirat setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen, Arbeitnehmervertretungen, Kommunalpolitik, Hochschulen und Institutionen, außerdem bringen Landräte, Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderer ihre Expertisen ein.
Auszug aus dem ARD-Textbeitrag
In Baden-Württemberg haben sich jetzt Unternehmen aus der Automobilbranche zusammengeschlossen, um gemeinsam den Wandel zu gestalten. Als Experte für digitale Transformation begleitet Bernhard Kölmel von der Hochschule Pforzheim das Projekt. „Die Zuliefererindustrie ist die dominierende Branche in der Region. Mehr als zehn Prozent aller Arbeitsplätze hängen direkt am Automobil“, so Kölmel.
Im Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald wolle man den Unternehmen helfen „Zukunftsbilder zu gestalten, daraus Strategien abzuleiten und dann im nächsten Schritt Zukunftsprojekte zu initiieren“.
Bei Witzenmann in Remchingen hat man diesen Weg bereits eingeschlagen und freut sich über die weitere Unterstützung aus dem Netzwerk: „Wir können voneinander sehr viel lernen“, sagt Geschäftsführer Paschen, „oder uns gegenseitig mal Mut machen, dass man durch diese große Veränderung auch durchkommt“.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/automobilbranche-100.html
SIEHE AUCH KICK-OFF-BEITRAG ZUM START VON TRAFONETZ