Von Gerd Lache | 12.11.2023
Rund ein Drittel der knapp mehr als 1000 Mitgliedsunternehmen im wvib sind Automotive-affin, kleine, mittlere und große Zulieferer der Automobil-Industrie. Insofern begrüßt es das Automotive-Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald (TraFoNetz), dass der Verband durch die Mitgliedschaft von Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer im Transformations-Fachbeirat mit seiner Expertise im TraFoNetz-Projekt mitwirkt.
Dr. Andreas Kämpfe, CEO von Witzenmann in Pforzheim, wurde bei der jüngsten wvib-Jahreshauptversammlung im Freiburger Konzerthaus in den Vorstand des Wirtschaftsverbandes gewählt. Ein weiterer schwergewichtiger Anknüpfungspunkt zwischen wvib und TraFoNetz, wie der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG), Jochen Protzer, als Tagungsgast in Freiburg feststellte. Die WFG betreut federführend das Projekt TraFoNetz, das zum Ziel hat, kleine und mittlere Automotive-Unternehmen bei der Transformation kostenfrei zu unterstützen. Und Witzenmann ist über die Beiratstätigkeit des geschäftsführenden Gesellschafters Philip Paschen laut Protzer ein Mitstreiter der ersten Stunde im Transformationsnetzwerk.
Freilich geht es beim Wirtschaftsverband wvib nicht ausschließlich um Automotive-Themen. Der neue Präsident Bert Sutter führte auf, was die Branchenvielfalt der Mitgliedsunternehmen in der Schwarzwald AG bewegt. Etwa das Thema Arbeitskräftemangel, das längst nicht mehr nur die Fachkräfte betreffe. „Über sechs Prozent der Jugendlichen haben keinen Schulabschluss“, stellte Sutter fest. „Das sind in Deutschland jedes Jahr 48.000 junge Menschen ohne Schulabschluss.“ Hinzu komme, dass mehr als ein Viertel der Studierenden das Bachelor-Studium abbreche, etwa ein Fünftel das Master-Studium.
„Diese jungen Menschen haben potenzielle Fähigkeiten, die wir gebrauchen können. Sie müssen sie aber auch erlernen können und wollen“, sagte der Präsident und forderte die wvib-Mitgliedsunternehmen auf: „Lassen Sie uns gemeinsam Wege und Formate finden, wie wir dieses Potenzial erschließen können.“ Sutter spricht sich aus für einen Schulterschluss mit anderen Wirtschaftsvertretern, mit Kammern, Schulen und Hochschulen. „Wir werden im Verband Formate ausarbeiten, um hier zu helfen“, versprach er.
Nur mit einer starken Wirtschaft sei Deutschland stark, bekräftigte der Präsident. Unter all den Dingen, die sich zum Erhalt der Stärke ändern müssten, nannte er Stichworte wie Bürokratisierung, Steuerbelastung, langsame Planungsverfahren, Arbeitskräfte-Gewinnung. Die Wirtschaft sei davon abhängig, dass sie die nötige Freiheit zum Handeln habe. „Diese Freiheit wird angegriffen und an vielen Stellen bereits beschnitten“, mahnte Sutter und räumte dennoch ein: „Freiheit braucht einen Rahmen.“ Die Frage sei nur, in welchem Umfang.
Ähnlich äußerte sich in einer Keynote via online bei der Jahreshauptversammlung Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Dieser spitzte seine Aussage zu: „Es brennt der Baum und wir kümmern uns immer noch um die Farbe des Lamettas.“ Auch Thomas Burger, ausgeschiedener wvib-Präsident und neuer Ehrenpräsident des Verbandes, geißelte in seiner Abschiedsrede die seiner Ansicht nach wachsende Bürokratie als Hemmschuh der Wirtschaft.
Bert Sutter resümierte: „Der Handlungsspielraum der Wirtschaft wird in der Realität dramatisch eingeschränkt.“ Die mehr als 300.000 Menschen in den wvib-Mitgliedsunternehmen rief er auf, ihre Stimme zu erheben. Gemeinsam mit dem 65-köpfigen wvib-Team sei der Verband für die Verteidigung der unternehmerischen Freiheit angetreten. Denn, so Sutter: „Wenn nicht wir, wer dann!“
Bert Sutter
Der neue wvib-Präsident ist Chef eines international tätigen, mittelständischen Herstellers von elektrochirurgischen Medizinprodukten mit Sitz in Emmendingen. Er repräsentiert die zweite Generation des mehr als 50 Jahre alten Unternehmens mit rund 150 Beschäftigten. (gel)
wvib
Die wvib Schwarzwald AG, einer der Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald (TraFoNetz), ist nach eigenen Angaben Plattform für People, Planet, Progress im familiengeprägten, industriellen Mittelstand in Baden-Württemberg. Mit über 1000 Veranstaltungen pro Jahr vernetzen sich Unternehmer und Führungskräfte, die sich für Unternehmen, Mitarbeiter, Kunden, Umwelt und Gesellschaft engagieren. Das wvib-Angebot: Erfahrungsaustausch und Weiterbildung. Das Ziel: Menschen in Unternehmen wirksamer machen. Die Themen: Werte, Strategie, Führung, Familie, Eigentum, technologische Perspektiven, neue Marktzugänge, Geschäftsmodelle und Soziale Marktwirtschaft.
Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften 1.026 produzierende Unternehmen mit 314.000 Beschäftigten weltweit 71 Milliarden Euro Umsatz. Über 60 hauptamtliche Mitarbeiter spannen ein südwestdeutsches Netzwerk für „Wissen und Wärme“ über die weltweit engagierte Schwarzwald AG. (pm)
Das Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald (TraFoNetz) unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist die größte regionale Gemeinschaftsinitiative zur kostenfreien Unterstützung der Automotive-Unternehmen und ihrer Beschäftigten im Nordschwarzwald. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Ziel ist es, die Transformation im Automobilbereich erfolgreich zu meistern und damit den Standort Nordschwarzwald und die Arbeitsplätze zu sichern. TraFoNetz-Partner sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen sowie die Senioren der Wirtschaft.