Von Gerd Lache | 23.11.2024
Kölmel betonte in seiner Vorstellung des Resolutionsentwurfs beim Transformationskongress 2024 im TurmQuartier der Sparkasse Pforzheim Calw, dass die großen Automobilhersteller (OEM) weiterhin Gewinne einfahren würden, wenngleich deutlich geringere, während zahlreiche Zulieferer – insbesondere im Nordschwarzwald – aufgrund ausbleibender Abrufzahlen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen stünden.
Mit der demnächst offiziell veröffentlichten Resolution wollen die Unterzeichner insbesondere die politischen Entscheidungsträger zu einem entschlossenen und koordinierten Handeln, zu einer regionalen Transformationsstrategie, zu finanzieller und technologischer Unterstützung der KMUs sowie zu Maßnahmen zur Fachkräftesicherung auffordern.
Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit der Region Nordschwarzwald mit ihren rund 30.000 Jobs im Automotive-Bereich zu erhalten und die wirtschaftliche Abhängigkeit von der Automobilindustrie durch Diversifizierung zu verringern.
Zum Bericht über den Transformationskongress 2024: HIER KLICKEN
ENTWURF | Resolution
…zur zukunftsfähigen Transformation der produzierenden Unternehmen im Nordschwarzwald
PRÄAMBEL
Der Nordschwarzwald, eine Region mit einer traditionsreichen und erfolgreichen Automobil-Zulieferindustrie, steht vor einer tiefgreifenden Transformation. Der Übergang zur Elektromobilität und neuen Mobilitätskonzepten stellt die gesamte Wertschöpfungskette vor immense Herausforderungen, insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs), die stark von der Automobilindustrie abhängig sind. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern und die wirtschaftliche Zukunft des Nordschwarzwalds zu gestalten, ist ein entschlossenes und gemeinschaftliches Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich.
Diese Resolution fordert konkrete Maßnahmen, um die produzierenden Unternehmen der Region bei diesem Wandel zu unterstützen und nachhaltige Strukturen zu schaffen.
HERAUSFORDERUNGEN
1. Existenzbedrohung der KMUs
Der Rückgang der Nachfrage nach Komponenten für Verbrennungsmotoren bedroht viele KMUs, die bislang eine zentrale Rolle in der Zulieferkette der Automobilindustrie gespielt haben. Arbeitsplatzverluste und wirtschaftliche Unsicherheiten gefährden den Wohlstand der gesamten Region.
2. Verlagerung der Wertschöpfung
Die Verschiebung hin zu Elektromobilität, Batterietechnologie und Softwareentwicklung verlagert auch die Wertschöpfung. KMUs im Nordschwarzwald drohen der Verlust von Marktanteilen und die Abwanderung der Produktion in andere Regionen oder Länder.
3. Defizite bei neuen Technologien
Unternehmen in der Region weisen Nachholbedarf bei Schlüsseltechnologien wie Digitalisierung, Systemintegration, Softwareentwicklung und datengetriebenen Geschäftsmodellen auf.
4. Globaler Wettbewerb
Die Konkurrenz durch Hersteller aus Asien und den USA, steigende Energiekosten und die Abhängigkeit von globalen Lieferketten belasten die europäische Automobilindustrie und damit auch die Unternehmen im Nordschwarzwald.
5. Finanzielle Herausforderungen
Die Transformation erfordert erhebliche Investitionen in Forschung, Entwicklung und Umstrukturierung. Gleichzeitig erhöhen wirtschaftliche Unsicherheiten und steigende Zinsen den Druck auf die Finanzlage der Unternehmen.
FORDERUNGEN
1. Entwicklung einer regionalen Transformationsstrategie
Die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen gemeinsam eine umfassende Strategie entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Region abgestimmt ist.
2. Unterstützung der KMUs
– Finanzielle Förderung: Bereitstellung von Zuschüssen, vergünstigten Krediten und steuerlichen Anreizen zur Unterstützung von Investitionen in neue Technologien, Markterschließung und Qualifizierungsmaßnahmen.
– Bürokratieabbau: Reduzierung bürokratischer Hürden und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.
– Beratung und Service: Aufbau eines umfassenden Unterstützungsnetzwerks, das KMUs bei Digitalisierung, Innovationsentwicklung und Marktzugang berät.
3. Stärkung der Innovationskraft
– Forschung und Entwicklung: Förderung von Kooperationen zwischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zur Entwicklung zukunftsweisender Produkte und Technologien.
– Netzwerke und Partnerschaften: Aufbau von Netzwerken, um den Austausch von Wissen und Ressourcen zwischen regionalen Akteuren zu fördern.
4. Diversifizierung der Wirtschaft
Förderung neuer Branchen und Technologien zur Reduzierung der Abhängigkeit von der Automobilindustrie. Dazu gehört die Identifikation und Ansiedlung zukunftsträchtiger Wirtschaftsbereiche.
5. Sicherung von Fachkräften
– Attraktivität der Region: Investitionen in Infrastruktur, Bildungsangebote und Freizeitmöglichkeiten, um den Nordschwarzwald als attraktiven Standort für Fachkräfte zu positionieren.
– Qualifizierung: Entwicklung zielgerichteter Aus- und Weiterbildungsprogramme, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Softwareentwicklung und Mobilitätskonzepte.
APPELL
Die unterzeichnenden Unternehmensvertreterinnen, Unternehmensvertreter sowie politischen und kommunalen Amtsträger des Nordschwarzwalds rufen zu einem entschlossenen und koordinierten Handeln auf. Gemeinsam müssen die in dieser Resolution formulierten Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden, um den Nordschwarzwald als Wirtschaftsstandort zu sichern und eine zukunftsfähige Transformation zu gewährleisten.
UNTERZEICHNENDE
Diese Resolution wird von Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, Politik, Institutionen und Kommunen des Nordschwarzwalds mitgetragen.
INITIATOR
Prof. Dr. Bernhard Kölmel
Vorsitzender des Transformationsbeirats im Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald