Von Robin Daniel Frommer | 26.01.2024
Nach einer kurzen Begrüßung durch Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, stimmt TraFoNetz-Projektleiterin Katharina Bilaine den Kreis der Zuhörenden auf die Themen der Abendveranstaltung und auf die Ziele des Kompetenzzentrums für Transformation ein. Es gehe darum, so Bilaine weiter, Innovationen zu fördern und Netzwerke zu etablieren, außerdem Transformationsstrategien zu fördern sowie die Weiterbildung voranzubringen und das Angebot an Fachkräften zu sichern. In der folgenden Moderation wechselt sie sich mit Julia Dobler ab, Ingenieurin und Gründerin der Agentur „Flottenagentin“ in Markgröningen, nahe Ludwigsburg.
Professor Dr. Dr. Harald Neudorfer wird für seinen Impulsvortrag zur „Zukunft der Elektromobilität in Deutschland und Europa“ aus Wien zugeschaltet. Der eloquente Österreicher beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Elektrotechnik; er nennt Transformation seinen „täglichen Job“, da er an mehr als 220 Seminartagen pro Jahr zu den aktuellen Fragen der Antriebstechnik referiert.
Für die Zuhörenden im ZPT beleuchtet er zunächst die nach Antriebsarten unterschiedenen Zahlen der Kfz-Neuzulassungen in den europäischen Staaten, danach Stromerzeugung, Wasserstofftechnologie und CO2-Emissionen sowie Batterien, Permanentmagnete und dem dramatisch gestiegenen Preis für Lithium, die geografische Verteilung von E-Ladesäulen sowie die Vorkommen und das Recycling seltener Erden.
Bei den Neuzulassungen von Fahrzeugen mit elektrischer Traktion geht er auf den extrem unterschiedlichen Verlauf der bisherigen Entwicklung in Norwegen (Verbot von Verbrennern) und Deutschland dezidiert ein.
Deutschland und Europa sieht er – in direktem Vergleich zu China – schlecht auf die Elektromobilität vorbereitet, denn „es gibt kein europaweit einheitliches Stecker-System“; außerdem merkt er mit Blick auf Deutschland an, dass sich ein Elektrofahrzeug erst nach der jeweils doppelten Zeit amortisiert, „sobald die staatliche Prämie entfällt“.
In der sich unmittelbar anschließenden Publikumsdiskussion, an der auch Referent Jan Christer Neimöck aus Stuttgart teilnimmt, beklagt er; „Wir reden bislang nicht von den wesentlichen Bremsen – und das sind die Batterien“. Hintergrund: Nur vier Prozent der Batterien kommen aus Europa, 96 Prozent aus Asien. Er habe nur die Hoffnung, so fügt er noch an, „dass die Erdölindustrie, bei künftig rapide sinkenden Erträgen aus ihrem Kerngeschäft, in die Batterieforschung und -produktion einsteigt.
Gegen Ende der Diskussion regt Neudorfer an, Batterien nur noch im Leasing anzubieten, und dadurch den Kaufpreis von E-Neuwagen um gut 10.000 Euro zu senken. Jan Christer Neimöck befürwortet normierte modulare Systeme generell.
Neimöck beschäftigt sich in seinem fünf Jahre in die Zukunft blickenden Referat „Software defined vehicle – der Weg zum Cloud-Ökosystem“ mit Fragen zur mehr und mehr service-definierten Angebots- und Marktentwicklung. Er fordert: Ein hierfür in Frage kommendes System „muss weltweit funktionieren“ und skalierbar sein.
Das Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald (TraFoNetz) unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) ist die größte regionale Gemeinschaftsinitiative zur kostenfreien Unterstützung der Automotive-Unternehmen und ihrer Beschäftigten im Nordschwarzwald. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Ziel ist es, die Transformation im Automobilbereich erfolgreich zu meistern und damit den Standort Nordschwarzwald und die Arbeitsplätze zu sichern. TraFoNetz-Partner sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.
INFO-BROSCHÜRE TraFoNetz zum Download: HIER