Von Lothar Neff | 20.10.2023
Um welche aussterbenden Berufe es sich handelt und wie die Betroffenen sowie die Unternehmen darauf reagieren können, das wurde beim TraFoNetz-FORUM des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald behandelt. Im Gegensatz zu den Dinosauriern hätten die Mitarbeiter der Autozulieferer im Nordschwarzwald gute Überlebenschancen. Das machte auch Eduard Dokter, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Mapal WWS Pforzheim, deutlich. Doch man müsse aktiv sein.
Mit gezielter Qualifizierung hätten selbst geringqualifizierte Beschäftigte gute Chancen, ihren Arbeitsplatz zu sichern oder künftig neue Aufgaben zu übernehmen. Weiterbildungsprogramme der Agentur für Arbeit böten ihnen maßgeschneiderte Perspektiven.
Der Autozulieferer Mapal WWS steht Dokter zufolge vor dem Problem, dass für die Herstellung von Verbrennungsmotoren 350 Werkzeuge eingesetzt werden, während für ein E-Auto lediglich 30 Werkzeuge benötigt werden.
Jeder Mitarbeiter muss sich fragen, kann ich mit meiner aktuellen Tätigkeit in fünf Jahren noch Geld verdienen?
Eduard Dokter, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Mapal WWS Pforzheim
Die „beruflichen Übergangspfade in der Automobil- und Zulieferindustrie in Baden-Württemberg“ stellte Sandra Zimmermann, Leiterin des Forschungsbereichs internationale Sozialpolitik beim Darmstädter WifOR Institut vor. Eigentlich stünden Helfertätigkeiten ganz oben auf der Streichliste der Transformation, machte Eric Thode, Senior Advisor für Arbeitsmarkt und Beschäftigung bei der Bertelsmann Stiftung, deutlich. Zugleich erläuterte er, wie man mit passgenauen Angeboten neue Pfade beschreiten könnte.
Die Transformation in der Automobilindustrie setzt nicht nur Unternehmen unter Veränderungsdruck. Auch die Beschäftigten müssen sich teils massiv umorientieren. Deshalb ziehen Gewerkschaften sowie der Arbeitgeberverband Südwestmetall an einem Strang und sind auch gemeinsam im TraFoNetz Nordschwarzwald engagiert.
So stellten Betriebsräte von Mahle Behr positive Beispiele aus ihrem Unternehmen vor, das besonders von der Transformation betroffen sei. Der ehemalige Kühlerbauer beschäftige sich intensiv mit dem Thema Batteriekühlung für E-Autos.
Denn: Mit Elektroantrieben ändern sich Berufsbilder, mit der wachsenden Plattformökonomie verschärft sich der globale Wettbewerb, aufgrund des Kostendrucks drohen Produktionsverlagerungen ins Ausland. Mit einer Zukunftsvereinbarung wurde demnach nicht nur die Beschäftigung am Standort Mühlacker langfristig gesichert, sondern auch der Anspruch auf betriebliche Qualifizierung. Gefördert wird etwa die Weiterbildung zum Anlagen- und Maschinenführer.
Das Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald (TraFoNetz) unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist die größte regionale Gemeinschaftsinitiative zur kostenfreien Unterstützung der Automotive-Unternehmen und ihrer Beschäftigten im Nordschwarzwald. Ziel ist es, die Transformation im Automobilbereich erfolgreich zu meistern und damit den Standort Nordschwarzwald und die Arbeitsplätze zu sichern. TraFoNetz-Partner sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen sowie die IG Metall, Südwestmetall und die Senioren der Wirtschaft.