Von Gerd Lache | 18.09.2024
Das Rattern von Baumaschinen echot durch den Rohbau der Hallen in Wildberg-Sulz am Eck. Hier entsteht etwas Gigantisches, wie die Besuchergruppe des Events „TraFoNetz trifft… Schuon“ unschwer erahnen kann. Im neuen Logistikzentrum der Schuon-Gruppe namens Wildberg II schlägt von Anfang 2025 an das Herz der E-Mobilität. Batterien für strombetriebene Autos werden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in Hochregalen bis zu ihrem Abruf fachgerecht gelagert, geprüft und versorgt. Einen hohen zweistelligen Euro-Millionenbetrag investiert das Unternehmen in das Projekt, das von der Firma Goldbeck Süd aus Stuttgart entwickelt wird.
Ob Laptops, E-Scooter oder E-Mobilität: „Mittlerweile merkt man es im Alltag – ohne Batterien läuft nichts mehr, sie sind das Herzstück der modernen Welt“, sagt Geschäftsführer Alexander Schuon. Vor drei Jahren hat die Firma unterhalb des Neubaus mit Wildberg I eine hochtechnisierte Batterielagerstätte auf 12.500 Quadratmetern in Betrieb genommen. Die Kapazität ist erschöpft. Ein neuer Auftrag aus der Automobilbranche beschleunigt die Expansion des Unternehmens.
Die Schuon-Gruppe in Kürze: Gesamtbeschäftigtenzahl 650 plus 14 Auszubildende in fünf Berufen sowie drei Studierende der Dualen Hochschule. Täglich werden 360 Lkw disponiert, die quer durch Europa rollen. Hauptsitz in Haiterbach/Nordschwarzwald, zwei Standorte in Ungarn. Umsatz Ende 2023: 110 Millionen Euro. Geschäftsführer sind Theo Schuon und sein Sohn Alexander.
Neben den Hauptstandbeinen Transportlogistik und Kontraktlogistik gibt es drei weitere Geschäftsbereiche: Fahrzeugservice, Zeitarbeit und Erwachsenenbildung. In letzterem qualifiziert das Unternehmen in Kooperation mit dem Jobcenter Fachkräfte für den Logistikbereich. In einer Schuon-eigenen Logistik-Lehrwerkstatt werden beispielsweise Gabelstapler-Scheine erworben und Trainings im Kommissionieren absolviert.
Zu knapp mehr als einem Drittel bedient der Transportlogistiker die Automobilindustrie, darunter Mercedes und Porsche. Ein weiteres Drittel entfällt auf die Dämmstoffindustrie. Hier zeigt die Referenzliste bekannte Namen wie Rockwool, Isover und Knauf.
Wenngleich mit Wildberg II künftig auch andere Branchenprodukte einen Lager-Aufenthalt auf Zeit haben werden, so sei das Herzstück die Batterie-Sparte. Sie erfordere besonders viel Aufmerksamkeit, macht Schuon deutlich. Denn die Lithium-Ionen-Speicherelemente „können im Brandfall nicht einfach gelöscht werden“. Stattdessen müsse die Batterie kontrolliert ausbrennen. Eine Herausforderung, die das Unternehmen durch zahlreiche Maßnahmen löst. Einige davon sind Sprinkleranlagen, ein Ansaugsystem, das Rauchpartikel in jeder Regalzelle erkennt, und ein Havarie-Container für beschädigte Batterien, in denen diese bei Feuer auch unter Wasser gesetzt werden können.
„Wir haben alles eingebaut, was geht“, erklärt Leonard Kienitz-Roller vom Projektentwickler Goldbeck. Mehr noch: Die Betonböden der einzelnen Hallen haben eine unmerkliche Trichter- Wölbung zur Mitte hin, darunter liegt eine stabile Folie. Dies für den Fall, dass bei einem Batterie-Brand kein mit Säure kontaminiertes Löschwasser in den Erdboden eindringen kann.
Nicht gekleckert wird auch bei der Nachhaltigkeit, wie Kienitz-Roller deutlich macht. Die unternehmenseigene „Green-Logistics-Strategie“ sieht umfangreiche Maßnahmen vor. So soll der jährliche Strombedarf für Heizung, Kühlung, Licht und andere Verbraucher durch eine Photovoltaikanlage gedeckt werden. Für den Betrieb der Fußbodenheizung sorgen Luft-Wasser-Wärmepumpen. Das ehrgeizige Ziel: Schuon will für den Standort Wildberg II den Zertifikat-Status „Gold“ der deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) erringen.
Von der „kleinen Delle beim Absatz der E-Fahrzeuge“ lässt sich Geschäftsführer Schuon nicht beirren: „Ich glaube, dass sich dieser Bereich weiterentwickeln wird. Mit mehr Reichweite der Fahrzeuge wird sich das E-Auto durchsetzen“, ist er überzeugt. „Ich glaube aber auch, dass der Verbrenner-Motor weiterhin ein Stück weit seine Berechtigung haben wird.“ Im März 2024 vollzog das Unternehmen mit der Anschaffung eines eActros von Daimler-Benz-Trucks seinen Einstieg in die Schwerlast-E-Mobilität.
Oliver Laukel von der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald appellierte in seinem anschließenden Vortrag an die Besuchergruppe, bestehend aus Unternehmensvertreterinnen und –vertretern, sich baldmöglich mit den Themen CO2 und Nachhaltigkeit zu befassen: „Sie kommen nicht mehr daran vorbei.“
Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG), sowie Katharina Bilaine, Projektleiterin des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald, stellten den Gästen die verschiedenen WFG-Projekte und deren Nutzen für die Unternehmen der Region vor. Protzers Angebot: „Kommen Sie auf uns zu, an vielen Stellen können wir Sie mit Kompetenz und fachlichen Hintergründen unterstützen.“
Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald
TrafoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.
Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.