Von Gerd Lache | 08.10.2024
Schon heute kommt ein komplettes Raketentriebwerk aus der additiven Fertigung, beeindruckte Nikolai Zaepernick von der EOS GmbH mit seinem Vortrag die Teilnehmenden der Veranstaltung des Automotive Engineering Network (AEN) im Steinbeis-Haus der Hochschule Karlsruhe.
Professor Franz-Josef Villmer wies auf Boeing-Prognosen hin, wonach es möglich sei, ein komplettes Flugzeug mit einem 3D-Drucker zu bauen. „Prinzipiell geht das auch beim Auto“, meint Villmer. Aber: „Es ist nicht sinnvoll.“ Es seien zu viele Teile, „und da wählt man doch lieber die Verfahren, die für das einzelne Teil optimal sind. Das ist nicht immer die additive Fertigung“. Hinzu komme, dass die Kostenfrage bei der Automobilindustrie eine bedeutende Rolle spiele.
Allerdings gibt es laut Michael Eichmann von der Stratasys GmbH abseits der Massenherstellung einige junge Fabriken, die beispielsweise im Bereich der Edelmarken in Kleinserien für die Automobilindustrie mit additiver Fertigung produzieren würden.
Unter dem Titel „Additive Fertigung und KI als Innovationsmotor“ zog die AEN-Veranstaltung zahlreiche Experten und Interessierte aus unterschiedlichen Branchen an. Ziel war es, die Potenziale von 3D und KI für die mittelständische Automobilindustrie zu beleuchten und praxisnahe Einblicke in aktuelle Entwicklungen zu geben. Ziel erreicht, resümierten die Professoren Florian Finsterwalder und Franz-Josef Villmer als Moderatoren.
Dr. Stefan Josupeit (BASF Forward AM Technologies GmbH) stellte in seinem Vortrag ein beeindruckendes Beispiel seines Unternehmens vor: Die Entwicklung eines Football-Helms mit 3D-gedruckten Gitterstrukturen, der die Energieabsorption im Falle eines Aufpralls verbessert. In den USA werde der Helm bereits in der National Football League (NFL) genutzt.
Frische Perspektiven aus neuen Märkten brachte Diplom-Ingenieur Michael Eichmann (Stratasys GmbH) ein. „Im Schiffbau, Caravaning und Militär sehen wir eine steigende Nachfrage nach Komponenten, die durch additive Fertigung effizient hergestellt werden können.“
Professor Florian Finsterwalder hob die Bedeutung der Prozesskontrolle und Qualitätskontrolle hervor, die ebenfalls zur Sprache kamen: „Es ging nicht nur um den Entstehungsprozess neuer Produkte, sondern auch um Fragen der Logistik und Militärtechnik.“
Knut Heitzmann (Nonnenmacher GmbH) stellte innovative Verfahren aus dem Feinguss vor, bei denen filigrane Teile mittels 3D-Druck erstellt werden. Diese Verfahren ermöglichen die Herstellung von Bauteilen mit Wandstärken ab 0,1 Millimeter in unterschiedlichsten Legierungen.
Die Liste der Akteure der Tagesveranstaltung benennt weitere hochkarätige Experten, darunter Johannes Mayer (Daimler Truck) und Michael Flamm (Rosswag Engineering). Außerdem vertreten waren Professorin Rose Marie Beck, Rektorin der Hochschule Karlsruhe, sowie Toben Stieglitz, neuer Leiter der Wirtschaftsförderung der Fächerstadt.
AEN-Geschäftsführerin Sieglinde Walz wurde in der Organisation unterstützt von Dr. Matthias Feiner und Manuel Schöllhorn, beide aktive Mitglieder des Netzwerks. Im Fazit war man sich einig, dass in der Verknüpfung von additiver Fertigung und künstlicher Intelligenz großes Zukunftspotenzial liegt.
Professor Franz-Josef Villmer betonte die Notwendigkeit neuer Geschäftsmodelle für den in der Transformation befindlichen Automotive-Bereich: „Wir brauchen innovative Ansätze, um den Wandel in der Automobilindustrie erfolgreich zu gestalten.“ Sein Moderatoren-Kollege Professor Florian Finsterwalder fügte hinzu, dass eine Fortsetzung der AEN-Veranstaltungsreihe notwendig sei, um den Wissensaustausch weiter zu fördern: „Es gibt noch viel zu tun, und wir sollten diese Dynamik nutzen, um Innovationen voranzutreiben.“